Die Strecke von Lhasa nach Shigatse war landschaftlich beeindruckend – und bürokratisch fordernd. Insgesamt rund sieben Stunden Fahrt lagen vor uns, vorbei an weiten tibetischen Grasslands, über Damxung und Yampachen, mit Sicht auf karge Ebenen, schneebedeckte Gipfel in der Ferne und vereinzelte Nomadenzelte entlang der Strecke.
Was in Erinnerung bleibt: Die vielen Checkpoints. So viele Passkontrollen auf so kurzer Strecke hatte ich noch nie erlebt. Immer wieder anhalten, Ausweis zeigen, warten. Ein seltsamer Kontrast zur Weite der Landschaft draussen – innen Enge, Kontrolle, formelle Blicke.

In Shigatse besuchten wir das Tashilhunpo-Kloster, das grösste Kloster der Stadt und Sitz des Panchen Lama, der zweithöchsten spirituellen Autorität im tibetischen Buddhismus nach dem Dalai Lama.
Das Gelände ist weitläufig, mit zahlreichen Innenhöfen, Kapellen, Gängen und steinernen Treppen, die sich durch die Anlage ziehen. Die goldenen Dächer leuchten selbst an trüben Tagen, und überall begegnet man Gebetsfahnen, Mönchen in weinroten Roben und der Mischung aus Räucherduft und staubiger Luft.

Besonders eindrücklich ist der Maitreya-Tempel mit der grossen Sitzstatue des zukünftigen Buddha – rund 26 Meter hoch, vergoldet, mit detailliert gearbeiteten Schmuckelementen. Die Stille im Inneren des Tempels steht im Kontrast zur Wuchtigkeit der Statue – man wird fast automatisch leiser. Obwohl das Kloster von Besuchergruppen frequentiert wird, wirkt es an vielen Ecken fast meditativ ruhig. Vielleicht liegt es an der klaren Luft, vielleicht an der jahrhundertealten Geschichte des Ortes – oder einfach an der Tatsache, dass man an einem Ort steht, der seit Jahrhunderten gelebte Spiritualität atmet.
