Am letzten Tag wollten wir noch zum Namtso-See – nicht alle aus unserer Gruppe kamen mit, sie hatten den Ausflug bereits gemacht. Wir waren also noch zu fünft, bekamen einen kleineren Bus und fuhren los. Unterwegs begann es zu schneien. Eigentlich kein Problem – bis zum Checkpoint. Dort wurde alles gestoppt: Der See sei wegen des Wetters geschlossen, hiess es.
Tashi und unser Fahrer diskutierten lange mit den Beamten, aber ein klares Nein kam nicht – nur ein Vielleicht.
Also: „Wir fahren mal los und schauen, wie weit wir kommen.“
Plan B? Offenbar nicht vorgesehen.

Wir erreichten die Busstation zum See. Nur Elektrofahrzeuge dürfen bis zum See – sprich: Alle waren auf die offiziellen Shuttlebusse angewiesen. Und die fuhren … natürlich nicht. Wieder Diskussion. Warten. Schneeflocken zählen. Tashi meinte, in einer halben Stunde könnte sich was tun. Gerade als es so weit war, entschied sich meine Sauerstofftank-Freundin seelenruhig, auf die Toilette zu gehen. Nach einer halben Stunde Schneeengel-Session für ihre Selfie-Galerie … war offenbar jetzt der richtige Zeitpunkt. Ich dachte, ich spinne.

Am See selbst war dann plötzlich alles gut. Schneebedeckt, ruhig, weit, wunderschön. Und als Tüpfelchen auf dem i: Die Sonne kam raus. Was will man mehr?
Unten am See die üblichen Touristen-Tier-Angebote – Pferdereiten inklusive. Ich drehte um und lief die Strasse weiter. Tashi war ganz verwirrt: „Du gehst nicht zum See?“ Ich nur: „Nein. Ich geh’ da lang.“ Eine gute Entscheidung. Ich entdeckte einen kleinen Tempel und eine wundervolle Landschaft, ganz ohne Menschen.

Unser Aufenthalt war kurz, denn Tashi hatte eine Überraschung: Wir durften Freunde von ihm in deren Haus besuchen – eine traditionelle tibetische Familie. Im Garten lag ein frisch geköpfter Yak, der gerade ausblutete.
Alltag. Drinnen: Drei Generationen, die jüngste 7 Monate alt – braucht noch nicht viel Platz.
Wir wurden herzlich empfangen und bekamen einen ehrlichen Einblick in das einfache Leben in der tibetischen Pampa.

Zurück in der Zivilisation, zurück ins Hotel – ein letztes Mal heisses Wasser, eine weiche Matratze, eine normale Toilette.
Am nächsten Morgen: Tschüss Tibet.