Zhangjiajie – Glasbrücke & Grand Canyon: Ein Hoch auf die „Swiss Mountain Goat“

Zuerst stand die berühmte Glasbrücke auf dem Programm. Ich hatte mir ehrlich gesagt etwas Spektakuläreres vorgestellt. Aber gut – wenn man jahrelang auf den höchsten Spitzen der Schweiz herumgeklettert ist und schwindelerregende Höhen genossen hat, ist man wohl etwas „verwöhnt“. Die Brücke war ok. Für viele chinesische Besucher allerdings eine echte Herausforderung.

Der Boden war nicht durchgehend aus Glas, sondern bestand aus grossen Fenstern – und das Glas war längst nicht mehr so glasklar wie vermutlich am ersten Tag. Trotzdem: Einige krochen auf allen vieren über die Brücke oder schlichen sich am Geländer entlang, als ob sie auf rohem Eis unterwegs wären. Die „Swiss Mountain Goat“ musste da schon schmunzeln.

Ein einigermassen gutes Foto zu bekommen, war schwierig – die Brücke war voller Menschen. Aber, wie immer, hatten Marie und ich Glück: Seitlich gab es kleine Glasbrücken, die weniger überlaufen waren. Wir erwischten ein Zeitfenster ohne Menschenmassen, schmissen uns an die Reeling und liessen uns fotografieren.

Es gab auch eine Zipline. DAS Event für die chinesischen Touristen. Voller Vorfreude beobachteten wir, wie sie starteten – und dann in Zeitlupe über die Schlucht schwebten. Die Zipline war so langsam, dass man vermutlich sogar ein Gedicht hätte aufsagen können, bevor man auf der anderen Seite ankam. Vielleicht war das Absicht, damit man die Aussicht geniessen konnte. Aber mal ehrlich: Wer schon mal Ziplining oder Canopying gemacht hat, weiss, dass das hier eine etwas eigene Interpretation davon war.

Nach dem Brückenspass ging es weiter zum Grand Canyon und auf eine gemütliche Bootstour über den See. Unser Guide erzählte uns dabei eine hübsche Geschichte:
Am Baofeng-See gibt es eine alte Tujia-Legende. Früher war es so, dass die jungen Männer während einer Bootsfahrt ein traditionelles Lied anstimmten. Antwortete eine Frau vom Ufer mit Gesang, galt das als Zeichen: gegenseitige Zuneigung. Wenn sie antwortete, durfte der Mann sie – der Legende nach – heiraten. Liebe auf den ersten Ton sozusagen. Heute wird diese Geschichte noch immer zelebriert. Während der Fahrt sang eine junge Frau vom Boot aus ein Volkslied. Auch wenn niemand antwortete (wir hielten uns dezent zurück), war es ein schöner Moment. Irgendwie hatte man das Gefühl, für einen kurzen Augenblick in eine andere Zeit zu reisen.

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